BERUFSETHIK

Korruption ist kein Sonderphänomen, das hie und da in der einen oder anderen Organisation auftritt. Korruption ist weltweit verbreitet, Vorformen finden sich faktisch in jedem größeren System.

BERT BRECHT sagte: „Wenn es die Protektion nicht gäbe, wie käme da der kleine Mann zu seinem Recht.“

Wir leben in einem Gemeinwesen, in der der Austausch von persönlichen Gefälligkeiten zum guten Ton gehört. Auch Korruption im großen Stil ist weiter verbreitet als oft angenommen wird und gilt, wie Steuerhinterziehung, als Kavaliersdelikt. MAX EDELBACHER, Transparancy International, ehemals Leiter des Wiener Sicherheitsbüros, sagt, das »organisierte Verbrechen« wäre ohne korrupte Beamte gar nicht möglich.

Auf der anderen Seite gilt: In ethisch anspruchsvollen Systemen ist die Widerstandskraft von Menschen gegen Korruption sehr groß. ¹ Die Beschäftigung mit persönlichen und systemischen Faktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass Menschen nicht persönliche Vorteile, sondern das Interesse der Allgemeinheit als Motiv für das eigene Handeln übernehmen, lohnt sich!

Seminarziele:

  • Einsicht in die Voraussetzungen ethischen Verhaltens.
  • Individuelle und systemische Vorteile von ethischem Verhalten.
  • Erkennen von Stolpersteinen für Vernunft und Fairness.
  • Korruption früh wahrnehmen.
  • Rechtzeitig gegensteuern – auf persönlicher Ebene wie im Umfeld.
  • Verantwortlicher Umgang mit Spannungen im Feld behördlicher Aufgabenstellung und wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen.
  • Sicherstellen von Voraussetzungen, die zu einem Handeln im Sinne der Allgemeinheit motivieren.

Inhalte/Schwerpunkte

  • Psychologie der Moralentwicklung:
    Egozentrismus (Ich), Ethnozentrismus (Familie, Stamm), Universalismus (Gattung)
  • Dynamik sozialer Systeme:
    Spannungsfeld von Individuum, Gruppe, Organisation, Staat.
    Bedürfnisse, Interessen, Pflichten. Umgang mit Abhängigkeiten und Widersprüchen.
  • Persönlichkeit als Zusammenspiel von Fühlen, Denken und Handeln:
    • Wie beeinflussen unsere Gefühle unser Denken und Handeln?
    • Welche Bilder, die wir uns von uns selbst und unseren relevanten Umwelten machen, erwecken welche Gefühle, welche Handlungsstrategien?
    • Welche Handlungskompetenzen legen welche Stimmungen und welche Wahrnehmungsstrategien nahe?
  • Persönliche Voraussetzungen für ethisches Handeln:
    Selbstsorge und Selbsterkenntnis.
    Techniken der Selbststeuerung.
  • Strukturelle Bedingungen für ethisches Handeln:
    Ethos des Systems
    Techniken zur Systemsteuerung
  • Wirtschaftsethische Überlegungen
  • Methoden der Korruptionsbekämpfung und –prävention

 

Methode:
Lebendiges Lernen - Aufgaben, Übungen, Spiele, Simulationen, kleine Tests, die die Teilnehmenden selbst auswerten, theoretische Inputs und gemeinsame Reflexion. Die angeführten Themen verstehen sich als Angebot. Auswahl und Schwerpunktsetzung erfolgt zusammen mit den Teilnehmenden. ____________________________________________________________________________________

  1. Vergl. R.PUTNAM: Making Democracy Work, Princeton 1993
    R.PUTNAM: Bowling Alone. The Collaps and Revival of Americn Community, New York 2000 I.KAVACHI et.al.: Social capital, income inequality and morality. In: American Journal of Public Health 87, S 1491-1498, 1997

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